1999 wurde das Hilfswerk Bär und Leu gegründet, wenige Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Mehrere Revolutionen haben seither die 1991 neu gegründete Ukraine erschüttert.
Während dieser historisch ereignisreichen Zeit haben Aktive von B+L oft mehrmals jährlich Lemberg besucht, sind dort mit unzähligen Menschen in Kontakt gekommen und haben Partnerschaften geschlossen aus denen eine Vielzahl von Projekten entstanden sind. Die Entwicklung in der Ukraine hat grosse Fortschritte gemacht, das Land ist selbständiger geworden, die Bedürfnisse haben sich geändert, bei B+L sind die Alten allmählich ins hintere Glied getreten und haben den Jüngeren Platz gemacht. B+L ist kleiner, konzentrierter und jünger geworden. Dabei sind mehrere Projekte abgeschlossen worden, so das TB Projekt, das Autismus Projekt, das Sozial und Strafgefangenen Projekt und das Projekt Zusammenarbeit der Kirchen. Der Kontakt zu den Partnern ist geblieben.
Hier ein kurzer Rückblick:
- TB Projekt „STOP TB LVIV“
nach dem Zerfall der Sowjetunion nahm in allen postsowjetischen Ländern die Tuberkulose rasant zu, vor allem die multiresistente TB (MDR). Prof. Ladnyi, Leiter des Lemberger TB Centers kam 2003 in Kontakt mit B+L und bat um Mithilfe gegen die grassierende TB Epidemie. B+L konnte die beiden CH TB Experten Dr. J.P. Zellweger und PD Dr Th. Bodmer für das Projekt STOP TB LVIV gewinnen. Die Arbeitsgruppe TB setzte sich zum Ziel, die Stop TB Strategie der WHO im Oblast Lemberg einzuführen. Schrittweise arbeitete man an der Realisierung der Dots- und Dots Plus Strategie, der Entwicklung einer modernen Labordiagnostik, der konsequenten Absonderung der MDR Fälle, der Einführung eines EDV Systems und an der Ausbildung von TB Spezialisten. Der gibb Informatiklehrer Ralph Maurer richtete zusammen mit Lernenden ein EDV Netzwerk im TB Spital Drohobych ein.Im Mai 2016 konnte das Projekt anlässlich einer TB Konferenz unter Mitwirken der WHO abgeschlossen werden.
Das TB Projekt war das umfangreichste Hilfsprojekt von B+L. - Das Autismus Projekt
Autismus gilt in der UA nur bis zum 18. Altersjahr als Krankheit. Die Behandlung und Betreuung von autistischen Kindern wird vom Staat nicht unterstützt. Daher hat in Lemberg eine betroffene Familie eine Sebsthilfegruppe gebildet und jahrelang Öffentlichkeitsarbeit geleistet. B+L hat diese Familie und die Autismusgruppe fachlich und finanziell unterstützt. Die Erziehung und Betreuung eines schwer geschädigten Autisten „im Alleingang“ zu bewältigen braucht fast übermenschliche Kräfte. Das hat B+L bei jedem Lemberg Besuch erfahren können - Die Sozial- und Strafgefangenenprojekte
Sehr früh hat B+L durch den Kontakt mit dem Gefängnisseelsorger Pater Ihor Zar Einblick und Zutritt in die Gefängnisse von Lemberg bekommen. Noch 2010 hatten die Gefangenen praktisch keine eigenen Rechte, Kontakte zur Umwelt war ihnen weitgehend verwehrt. Bei der Entlassung wurde ihnen oft ihr persönlicher Pass nicht zurückgegeben, sodass sie rechtlos blieben und kurzum wieder straffällig wurden.
B+L hat sukzessive Zugang zur Strafvollzugsbehörde erlangt und konnte kleine Weihnachtsgeschenke an die 6000 Insassen der verschiedenen Gefängnisse vermitteln, die einzelnen Gefängnisse besuchen, ausgedehnte Renovationen im Gefängnisspital finanzieren und einen Erfahrungsaustausch zwischen den Strafvollzugsbehörden von Lemberg und Bern mit gegenseitigen Besuchen organisieren. Ein Rehabilitationszentrum für Strafentlassene wurde längere Zeit unterstützt. Mehrere Reformen im Strafvollzugsbereich führten zu einer „Vermenschlichung“ der Situation. Zudem sind grosszügige Amnestien durchgeführt worden, sodass die Zahl der Strafgefangenen heute massiv zurückgegangen ist.
Ein weiteres Sozialprojekt, welches B+L längere Zeit unterstützte ist die NGO „My Family“. Sie setzt sich dafür ein, dass Waisen und Kinder aus zerrütteten Familien nicht in Heime, sondern in Familien betreut werden und so besser in die Gesellschaft hineinwachsen. - Das Projekt Zusammenarbeit der Kirchen
Die erste Brücke zwischen Bern und Lemberg ist 1992 durch den Studitenpater Sebastian gebaut worden. Er ist als TB Patient nach Beatenberg zu Fam. Dr. H. Vogt gekommen. Daraus ist später B+L entstanden.Die Studiten gehören zur sog. griechisch-katholischen Kirche. Diese hatte sich 1594 von der orthodoxen Kirche getrennt und unter die Schirmherrschaft von Rom begeben ohne ihren orthodoxen Ritus abzulegen. Somit bildet diese Kirche eine eigentliche Schaltstelle zwischen Ost und West. Sie ist v.a. in der Westukraine verankert und war während der Sowjetzeit verboten und verfolgt. Heute ist sie sozial, oekumenisch, im Gefangenenbereich und kirchengeschichtlich in Lemberg sehr aktiv. Sie betreibt eine fortschrittliche private Universität, die „Ukrainische Katholische Universität“ in Lemberg mit welcher B+L eine intensive Zusammenarbeit pflegte und eine Partnerschaft zur Universität Bern aufbaute
Während der Maidan Revolution haben die verschiedenen orthodoxen Denominationen gemeinsam wesentliche Akzente gesetzt.
B+L hat auch engere Beziehungen zur evangelic reformed Church in Rivne (ca 100 km östlich von Lemberg), wo die Rehabilitationsklinik für Suchtkranke Bronniki unterstütz wurde.